So behältst Du einen kühlen Kopf
Umgang mit Druck – Souverän im Alltag
Du kommst morgens mit dem Smartphone am Ohr ins Büro. In 10 Minuten startet Dein erster Termin. An Deinem Schreibtisch wartet schon eine Kollegin auf Dich, die Dir mit Handzeichen zu verstehen gibt, dass sie Dich sofort sprechen muss. Im Gespräch überfliegst Du die Post auf Deinem Schreibtisch und erkennst an den Absendern: Das ist wichtig, das gibt Arbeit! Auf dem Weg zum Termin schaust Du schnell noch in Dein E-Mail-Postfach. 15 neue Mails und im ersten Betreff steht DRINGEND. Jetzt sollst Du mit vollem Fokus in Deinen Termin?
Bist Du gerade auch außer Puste? Mir geht es schon alleine beim Schreiben so! Und doch sind solche Situationen kein Märchen, sondern für viele gelebter Alltag.
Hast auch Du manchmal das Gefühl, in Deinen Aufgaben unterzugehen und weder ein noch aus zu wissen? In solchen Momenten überschlagen sich die Dinge und wir reagieren auf Autopilot. Kämpfen? Fliehen? Tot stellen? Die Stimme in unserem Kopf ist laut, macht sich Sorgen und erstellt gedanklich eine To-Do-Liste nach der anderen. Sie meint es gut mit uns, doch sie tut uns keinen Gefallen.
Wie Du mit Dir sprichst, bestimmt Deinen Umgang mit Druck
Wenn wir uns so überwältigt fühlen wie im Beispiel oben, achten wir oft nicht darauf, wie wir mit uns selbst sprechen. Dabei ist Selbstdruck ein hausgemachtes Problem. Ja, Du hast richtig gelesen: Für die meisten Drucksituationen bist Du selbst verantwortlich.
Stress geht mit negativen Gedanken einher: Was wäre, wenn …? Was passiert, wenn ich es nicht schaffe …? In unserem Kopf malen wir uns Horrorszenarien aus, wie sich die Dinge entwickeln könnten. Doch bewahrheiten die sich wirklich jemals so, wie Du sie Dir vorgestellt hast?
Lass uns dazu ein kleines Gedankenexperiment starten. Erinnere Dich bitte jetzt an eine Drucksituation, in der Du Dich überwältigt gefühlt hast. Wecke die Gedanken und Gefühle aus diesem Moment zum Leben, tauche noch einmal richtig tief ein und spür am ganzen Körper, wie das damals für Dich war. Anschließend kannst Du wieder zum Text zurückkommen.
Du bist wieder da? Klasse! Nun blicke aus dem jetzigen Moment zurück, wie die Situation von damals ausgegangen ist. Kommst Du dabei vielleicht sogar ein Wenig ins Schmunzeln? Das geht den meisten so! Denn trotz all der bedrohlichen Gedanken, die Dir in der damaligen Situation durch den Kopf geschossen sind, ist letzten Endes alles besser ausgegangen als erwartet. Du hast einen Weg gefunden, der Stress war umsonst.
Geben wir uns im Stress den Gedanken hin, entwickeln diese schnell eine Eigendynamik. Ehe wir uns versehen, schaukeln wir uns tiefer in diese Gefühlswelten hinein und setzen so eine selbsterfüllende Prophezeiung in Gang. Das ist ein wunderbares Beispiel dafür für einen zentralen Gedanken in meiner Arbeit als Trainer und Coach: Die Qualität Deiner Sprache mit Dir selbst, bestimmt die Qualität Deines Lebens.
Achte also darauf, Dich nicht in die Dinge hineinzusteigern. Das kannst Du zum Beispiel unterbrechen, indem Du Dich bei großen Befürchtungen und gedanklichen Horrorszenarien fragst: Ist das wirklich so? Oder rede ich mir das gerade nur ein? Oft merkst Du, dass die Dinge nur halb so wild sind, wie sie sich in einem stressigen Moment anfühlen. Außerdem erinnerst Du Dich bestimmt an eine Situation, in der sich vermeintlich super eilige Angelegenheiten von selbst geregelt haben, als Du gerade nicht erreichbar warst.
Umgang mit Technik = Umgang mit Druck
Unterwegs E-Mails checken und jederzeit erreichbar sein – das ist noch gar nicht so lange möglich. Unser Beispiel oben zeigt sehr gut, welchen Einfluss diese Fülle an Möglichkeiten auf unser Leben hat.
Wann schaltest Du morgens Dein Smartphone aus dem Flugmodus? Du schaltest es doch hoffentlich nachts aus, oder? Ich nehme mein Smartphone morgens manchmal sogar erst gegen 10 oder 11 Uhr wieder in Betrieb. Nun fragst Du Dich bestimmt: Aber was ist, wenn in der Zwischenzeit ein Kunde anruft?
Ja, was ist dann? Ich rufe ihn im geeigneten Moment zurück, denn ich möchte ihm meine volle Aufmerksamkeit schenken. Außerdem würde er doch auch nicht wollen, dass ich mich mit meinem Smartphone beschäftige, wenn ich gerade für ihn arbeite.
So verhält es sich mit allen Kommunikationskanälen: Sie bieten uns verlockende Möglichkeiten, doch ob und wie wir diese nutzen, das liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen. Was bringt es mir, E-Mail zu checken, wenn ich sowieso gerade nicht antworten kann? Daher solltest Du Dich Deiner Kommunikation immer dann widmen, wenn Du auch die Ressourcen hast, Deinen Ansprüchen entsprechend zu antworten.
5 Tipps für einen gesunden Umgang mit Druck
Die beiden bisherigen Tipps bilden für Dich einen Rahmen, in dem Du gezielt an Deinem Umgang mit Druck arbeiten kannst. Darüber hinaus bekommst Du nun noch 5 konkrete Tipps von mir, was Du tun kannst, um in Drucksituationen Klarheit zu finden.
1. Was musst Du wirklich?
Ich muss dies, ich muss noch das und außerdem muss ich auch noch … Was musst Du wirklich? Das Wort „müssen“ impliziert einen Zwang von außen, der Dich unter Druck setzt. Dabei vergessen wir oft, dass wir als Menschen freie Entscheidungen treffen. Ja, Tun und Lassen führen zu Konsequenzen. Wäge ab, ob Du sie eingehen willst. Hinterfrage dabei für Dich, ob Du etwas für Dich willst oder ob dieses Müssen daher rührt, dass Du es jemand anderem recht machen willst? In dieser Frage Klarheit zu finden, kann viel Druck lösen.
2. Listen bringen Überblick und Klarheit
Leg Dir eine Liste an und schreib alle Dinge auf, von denen Du denkst, Du müsstest sie gerade tun. Damit bringst Du sie raus aus Deinem Kopf und Deinem Unterbewusstsein rauf aufs Papier. Jetzt kannst Du Abstand gewinnen und die einzelnen Punkte nüchterner betrachten. Du wirst merken, wie Du allein dadurch besser (ein-)schlafen kannst und allmählich Klarheit in Deine Gedanken kommt.
3. Warum willst Du das?
Simon Sinek hat dieses eine Wort berühmt gemacht: warum? Die Frage nach dem Warum ist seitdem weiter verbreitet als jede andere. Zurecht! Denn dieses Wort hilft Dir dabei, den Motivationen oder Ängsten auf den Grund zu gehen, die sich hinter Deinem Verhalten und Deinen Gefühlen verbergen. Besonders bei den Punkten auf Deiner Liste, die Du nicht so gerne tust, solltest Du Dich fragen: Warum sind sie mir wichtig? Was habe ich davon? Warum tue ich sie überhaupt noch? Doch VORSICHT vor dieser Frage! Sie kann der Beginn einer ganz besonderen Reise zu Dir selbst sein.
4. Prioritäten nehmen Dir die Entscheidung ab
Du hast Deine Liste erstellt und hast Dir klar gemacht, warum Du die Dinge möchtest? Vielleicht hat sich bei diesem Prozess auch der ein oder andere Punkt von alleine erübrigt. Im nächsten Schritt ordnest Du die übrigen Punkte danach, was (Dir) davon wirklich wichtig ist. Was davon ist vielleicht zusätzlich noch dringend? Setze Prioritäten und arbeite so Stück für Stück heraus, was Du als nächstes tun solltest.
5. Motivation für die unangenehmen Aufgaben
Gibt es auf Deiner Liste Dinge, die Du nicht gerne tust, die Dich stressen, an denen jedoch dennoch kein Weg vorbeiführt? Dann frag Dich zunächst: Kannst Du sie jemandem übergeben, der sie leichter hinbekommt oder vielleicht sogar Spaß daran hat?
Wenn Deine Antwort auf diese Frage „nein“ ist, solltest Du Dir die Aufgabe so angenehm wie möglich machen. Du kannst zum Beispiel den erfolgreichen Abschluss der Aufgabe feiern
und Dich dafür selbst belohnen mit Musik, Kino, Essen oder was immer Dir Freude bereitet. Schließe einen Deal mit Dir selbst ab.
Alternativ kannst Du auch ein Spiel daraus machen. So nimmst Du der Sache den Ernst und das Einschüchternde. Du siehst alles lockerer, denn unerwartete Ereignisse und Wendungen gehören nun mal zu jedem Spiel dazu und machen es erst richtig spannend. Erlaube Dir, die Dinge in einem neuen Kontext zu sehen und mit Leichtigkeit ranzugehen.
Fazit – der Umgang mit Druck fällt Dir immer leichter
Abschließend gebe ich Dir noch eine gute Nachricht mit auf den Weg: Wenn Du groß träumst und im Alltag gerne viel bewegst, dann wirst Du immer wieder in solche Drucksituationen geraten. Das soll eine gute Nachricht sein? Ja! Denn wenn Du die Ratschläge in diesem Artikel beherzigst, fällt Dir der Umgang mit Druck mit der Zeit immer leichter. Du wirst merken, dass Du an den Herausforderungen wächst und mit jeder Erfahrung ein bisschen lockerer wirst.
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Autor: Jonathan Schramke